Am 27.02.2023 marschierten die Kollegiat:innen des zehnten Kollegjahrgangs, mit vollgepackten Rucksäcken und heiteren, wenn auch müden Gemütern zu früher Morgenstunde auf den Parkplatz des Campus Härlen: Auf sie wartete der Reisebus zum Flumserberg in die Schweizer Alpen, eine 5-tägige herausfordernde und abenteuerliche Wandertour stand ihnen bevor. Wie sehr die Kollegiat:innen im Laufe dieser Wandertour ihre Komfortzonen verlassen und ihre Lernzonen erreichen werden, erahnten die Kollegiat:innen nur ansatzweise.
Ausgestattet mit zusätzlichem Equipment, darunter Schneeschuhe, Schaufeln, Sägen und Sonden, trauten sich die 42 Kollegiat:innen an den ersten Aufstieg durch nebeliges und frostiges Wetter. Auf Schnee und Eis entlang der Bergwände orientierten sie sich stets an den Wanderpfeilen, bis sie endlich an der ersehnten Spitzmeilenhütte ankamen. Jene Hütte hat auf 2087 Höhenmetern für die nächsten Tage Wärme, Nahrung und Schlafplatz geboten.
Am zweiten Tag, dem Dienstag, klingelte der Wecker erneut zu früher Stunde. Das Gebiet rundum der Hütte wurde inspiziert, eine kleine Bergerhöhung erklommen und ein Lagerplatz für die aufregende Iglu-Nacht ausfindig gemacht. Dabei war der Dienstag mit Sicherheit für mehr Freude und Spaß am Wandern verantwortlich: Die Sicht klarte auf, der Wind ließ nach, die Sonne kämpfte sich hindurch und es bot sich als Produkt dieser Umstände eine kristallklare, weitsichtige und wunderschöne Aussicht. Auf dem Rückweg zur Hütte hatten sich die drei Wandergruppen für einen attraktiven Lagerplatz entschieden und konnten im Anschluss gelassen zur Hütte zurückmarschieren, wo sich bei gemütlicher Stimmung ein Stück Kuchen verzehren ließ.
Der Mittwoch brach mit einer gewissen Aufbruch- und Vorbereitungsstimmung an. Die Gruppen waren nun angewiesen, ihren Rucksack mit sämtlicher warmhaltender Kleidung und Werkzeugen zum Iglu-Bau vollzupacken. Nebst frisch aufgetragener Sonnencreme und vollem Magen machten sich die Gruppen mit der Sonne im Nacken auf zu ihrem Lagerplatz und fingen schleunigst mit dem Iglu-Bau an. Hierzu wurden Eisklötze ausgesägt, zugeschnitten und in präzisem Maße zurechtgelegt. Es war viel Anstrengung, Koordination und Kommunikation zwischen den Kollegiaten:innen gefordert, damit die Gruppen noch bis zur frühen Abendstunde mit dem Iglu-Bau fertig wurden und entspannt kochen, plaudern und die Freiheit in der Natur genießen konnten. Schließlich verabschiedete sich die Sonne vom Himmel, bis sich der Abend für die Kollegiat:innen, eingepackt im gemütlichen Schlafsack im Inneren der Iglus bei ausgelassener und geschaffter Stimmung zum Ende neigte.
Der nächste Morgen bot zuallererst Kälte und eine spürbar verringerte Motivation, die allerdings durch die atemberaubende Aussicht, den Sonnenaufgang, den man beim Verlassen des Iglus langsam miterleben durfte, das Früchteporridge und den Kaffee wieder anstieg. Leider mussten die Gruppen zu diesem Zeitpunkt auch vereinzelte Krankheitsfälle feststellen, die entweder zuvor noch in der Nacht sicher zurück zur Hütte begleitet wurden oder sich jetzt nach einer kräftezehrenden Nacht auf die warme Hütte verabschiedeten. Im Anschluss wanderten wir im Marsch auf den benachbarten Wissmilengipfel, der erneut eine unfassbare Aussicht auf die Schweizer Alpen bot. Zurück auf der Hütte, mit stärkender Suppenbrühe und erfrischendem Eistee ging es bereits um eine intensive und innige Reflexion. Ziel und Intention waren die Entdeckung der Rollenübernahme des Einzelnen in der Gruppe und der Austausch der eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf die Mitgestaltung einer angenehmen Zeit beim Wandern.
Am letzten Tag, dem Freitag, wurde früh gefrühstückt, sämtliche Materialien und Klamotten zusammengepackt und die Hüttenzimmer wieder hergerichtet. Im Hinblick auf das Etappenziel und dem Ende der abenteuerlichen Woche marschierten die Gruppen zurück zur Gondel, die sie final zum Abholort des Busses brachte. Heitere Stimmung und gelockertes Geplauder begleitete die Kollegiat:innen und es trat eine große Erleichterung auf, da auch das letzte Etappenziel erreicht worden war: der Flumserberg. Die Rucksäcke wurden verladen, die Köpfe an die Kopflehne zurückgelehnt und die ersten Berichte über die verschiedenen Erfahrungen, Highlights und Erkenntnisse ausgetauscht, bis die Kollegiat:innen wieder sicher am Campus Härlen ankamen und mit breitem Grinsen die Wanderklamotten abnahmen, schleunigst die Dusche aufsuchten und das Handy nach Neuigkeiten einsahen. Hinter Ihnen lagen nun fünf eng getaktete Tage voller Herausforderungen, Erkenntnisse und neuer Erlebnisse.
Zusammenfassend hatten die Kollegiat:innen im Laufe der zweiten Outdoor Exkursion Zeit, ihre körperlichen sowie mentalen Grenzen kennenzulernen, sich des Wanderns erneut zu erproben, ihre Selbstverantwortung und Eigeninitiative auszubauen und gemeinsam eine herausfordernde Tagesplanung durchzuführen. Hierzu zählten unter anderem die detailreiche Planung des Iglu-Baus, das eigenständige Kochen im Freien und das Zeitmanagement. Außerdem wurde Wert auf eine innige und vertrauensvolle Reflexion gelegt. Mit diesem vollgepackten und engen Vorhaben war eine Gruppen- und Persönlichkeitsentwicklung beinahe vorprogrammiert.
Besonders hervorstechend war dabei der Bau des Iglus: Eine komplett neue Situation offenbarte sich uns, als genaue Gruppen- und Aufgabenverteilung vonnöten waren und der Iglu-Bau in mühevollen Arbeitsschritten vollendet wurde. Das Gefühl, ein solch anspruchsvolles Projekt gemeinsam angegangen, über mögliche Annäherungspunkte diskutiert zu haben und dann schließlich mit eigenen Augen das Ergebnis zu betrachten, ausbauen und verfeinern zu dürfen, erfüllte uns mit einer unglaublichen Erleichterung. Aktive Köpfe, belebter Teamgeist und mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen gab es für diese Stunden nichts anderes, als zusammen anzupacken und einander zu unterstützen. Hier entstanden Euphorie, Freundschaften und unvergessliche Momente, die uns mit Sicherheit auch noch nach dem Kollegjahr bereichern. Etwa, weil diese mit Nostalgie begleiteten Gedanken einem unverzüglich wieder vor Augen führen, zu wie viel wir als Einzelner oder auch als Gruppe fähig sind und was wir zusammen schaffen und erreichen können.
Fotos: Moritz Hahn, Kollegiat 22/23