Brexit: Geschichte und Gegenwart
Studium Generale
Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland hat am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Diese bedeutsame Entscheidung wird nicht nur weitreichende Konsequenzen für die Beziehungen des Vereinigten Königreichs zu Europa und der Welt haben, sondern sich auch grundlegend auf seine künftige Ausrichtung und interne Gestaltung auswirken. In diesem Kurs soll untersucht werden, wie das Vereinigte Königreich zu diesem kritischen Punkt in seiner Geschichte gekommen ist. Es wird der Übergang Großbritanniens von einer imperialen zu einer europäischen Macht nachgezeichnet und die Rolle von Schlüsselbewegungen und -ereignissen im nationalen britischen Diskurs erörtert. Dabei werden die Studierenden in Methoden der historischen und politischen Forschung eingeführt und ermutigt zu überlegen, wie sich ihre Erkenntnisse auf aktuelle demokratische Debatten auswirken. Das Seminar beinhaltet folgende Schwerpunkte:
Ein Atlas der Mittelalterlichen Welt
Was ist unter dem Begriff „Mittelalter“ zu verstehen? Wir werden darüber diskutieren, was unter dem Begriff „Mittelalter“ zu verstehen ist und überlegen, wie WissenschaftlerInnen diese Periode erforschen. Dabei werden wir die Völker, Gesellschaften, Texte und Ereignisse untersuchen, die die mittelalterliche Welt geprägt haben, und überlegen, wie solche Dynamiken unser Verständnis des europäischen Kontinents sowie seiner BewohnerInnen weiterhin prägen.
Eine Einführung in das Byzantinische Reich um 330-1453
Eine Reise, die an den Ufern des Bosporus in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) beginnt. Sie werden die Gründung Konstantinopels als Hauptstadt des oströmischen Reiches untersuchen und dessen politische und kulturelle Transformationen betrachten, als es erkennbar "byzantinisch" wurde. Dabei werden sie eine Reihe von Fragen zur Staatsbildung, transkulturellen Kommunikation, zu multikulturellen Begegnungen, Identität und zur Vermittlung von Menschen, Wissen und Ideen im vormodernen Mittelmeerraum erörtern.
Athen und das Zeitalter des Perikles um 478-404 v. Chr.
Mit einem starken Fokus auf die Stadt selbst werden die Teilnehmenden in die kurze, aber lebhafte Periode politischer, wirtschaftlicher und kultureller Errungenschaften im fünften Jahrhundert v. Chr. eingeführt. Dabei werden sie mit einigen der grundlegenden Motive und Ideen der europäischen demokratischen Zivilisation konfrontiert und angeregt, darüber nachzudenken, warum und wie es den AthenerInnen im Altertum gelang, die Grundlagen der Moderne zu legen
Senatus populusque romanus: Aufstieg und Fall der Römischen Republik 509 v. Chr. - 27 v. Chr.
In einer Zeit, in der Fragen nach der Zukunft "demokratischer" Werte die internationale Nachrichtenagenda dominieren, wird dieser Kurs dazu ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen, wie eine andere Zivilisation, nämlich die der alten Römer, ihre Demokratie gewann und verlor. Wir werden uns mit einer Reihe von antiken Texten und Artefakten beschäftigen, die den Aufstieg des römischen Republikanismus aufzeigen, und die Quellen nutzen, um dessen Erfolge und Misserfolge kritisch zu bewerten. Dabei werden wir zu einer Schlussfolgerung kommen, warum die republikanische Regierung zusammenbrach und überlegen, welche Auswirkungen sie auf moderne Debatten hat.
Julius Caesar von William Shakespeare
Ergänzend zu ihrer Studie über den Untergang der Römischen Republik werden sich die Teilnehmenden mit William Shakespeares Interpretation dessen in seinem Stück Julius Cäsar (um 1599) beschäftigen. Bei der Lektüre dessen werden sie nicht nur dazu angeregt, sich mit den verzweifelten Fragen nach dem Verhältnis von Gewalt, Tyrannei und Freiheit auseinanderzusetzen, sondern auch selbstständig zu beurteilen, warum Shakespeare als der größte Dramatiker aller Zeiten bekannt geworden ist.
John Aspinwall
Ich freue mich, dieses Jahr am Salem Kolleg arbeiten zu dürfen!
Dafür möchte ich mich Ihnen gerne vorstellen: Mein Name ist John Aspinwall. Ich komme aus Liverpool und habe an der University of Lancaster Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Während meines Masterstudiums habe ich Segeln und Kayaking unterrichtet und außerdem einige Jahre selbst im Britischen Parlament gearbeitet.
Als ich 2015 für einige Monate einen Italienischsprachkurs am British Institute in Florenz besucht habe, habe ich mit den Forschungen für eine Doktorarbeit begonnen, die ich vor wenigen Wochen in Lancaster eingereicht habe. Mein Promotionsprojekt (abgeschlossen im März 2020) beschäftigte sich mit einer lange vergessenen, mittelalterlichen Chronik, die über die normannische Eroberung des islamischen Siziliens im 11. Jahrhundert berichtet. Für die Forschungen an dieser Arbeit habe ich viel Zeit in den großen Bibliotheken und Archiven in Rom, Neapel, Paris, München und Palermo verbracht und bin dafür mit verschiedenen Stipendien ausgezeichnet worden. In den letzten Monaten, habe ich dazu eine Reihe von Artikeln publiziert. Während dieser Zeit war ich ein Gastwissenschaftler an der Universität Konstanz. Dort gebe ich einen Kurs zur „Norman world between the 9th and 12th centuries“.
Am Salem Kolleg halte ich eine Vorlesung über britische Politik ab 1945 - Brexit, und ich unterrichte auch Geschichtsmodule von der klassischen Antike bis zur Renaissance. Außerdem leite ich einen Debattier- und Zeitungsclub für Studenten und bin Teil des Wochenend-Teams am Campus.
Weitere Informationen über John Aspinwall können Sie hier finden: